8. AusgabeLifestyle

Der Geist von August Dicke

Fotoquelle: unsplash.com

Es war ein ganz normaler Schultag an der ADS und nach dem Unterricht gingen Paul und Lina das Klassenbuch wegbringen. So wie immer. Am Hundertwassertreppenhaus, als sie gerade nach unten gehen wollten, um die Schule zu verlassen, sagte Lina: „Boah, schau Mal. August Dicke, ehemaliger Bürgermeister von Solingen…“ „Ja, das Gemälde sieht echt alt aus…“, antwortete Paul und ein großer Knall war zu hören. „Was war das?“, sagten sie gleichzeitig. Lina rannte die Treppe hinunter. „Kam bestimmt von draußen!“, rief sie und schaute hinaus. „Hm…“, sagte sie und wollte die Tür öffnen, doch das gelang ihr nicht. Verwundert rief sie. „Hey, Paul! Komm mal her! Die Tür, die ist geschlossen.“ „Ja, ja, ist klar. Es ist doch erst drei Uhr!“ Er ging zu ihr hinunter und versuchte die Tür zu öffnen, dies aber erfolglos. „Hä? Komm mit, wir gucken ob die andere Tür noch offen ist.“ Eine nach der anderen versuchten sie zu öffnen, doch das gelang ihnen nicht. „Mensch, was ist hier los?“ Rief Lina verzweifelt. Da knallte es erneut. „Das kam vom Hundertwassertreppenhaus! Na los, worauf wartest du?! Wir müssen dahin!“, rief Lina. „Ähm… Ich weiß nicht. Ist das nicht ein bisschen… gefährlich?“, sagte Paul stotternd. „Ach, komm schon! Ich will hier endlich raus. Ich habe kein Bock freitags nach dem Unterricht noch in der Schule zu sein.“ Dem stimmte Paul zu und sie rannten hin. „O nein!“ Rief Lina als sie sah, dass August Dicke nicht mehr in dem Gemälde stand. „AAAAAhhhh!“ Kreischte Paul mit sehr hoher Stimme. „Paul, so kenne ich dich ja gar nicht! Hast du etwa…“ „Ja, ich habe furchtbare Angst! Ist hier noch irgendwer in der Schule?“, fragte Paul flüsternd „Nein, ich vermute nicht.“ Sie musterte das Gemälde das ohne August Dicke darin nur ein Hintergrund im Rahmen war. Seltsam, seltsam… Da hörten sie ein Geräusch, dass sie zum Zittern brachte. „Huuuu! Huhu! Huuuu!“ „Okay, jetzt habe ich auch Angst!“ Sagte Lina und griff nach Pauls Hand. Da sahen sie einen Schatten im Gang hin und her huschen. Ja, es war der Geist von August Dicke! „Ist er es wirklich…?!“ Fragte Paul leise. „Ja…“, stotterte Lina zurück. Er kam immer näher und rief: „Huuuu! Huuuu!“ „Was…haben…wir…getan…?“, sagte Lina vorsichtig. „Nichts! Ich brauche aber eure Hilfe.“, antwortete der unheimliche Geist August Dickes. „Was? Wobei, Herr Dicke?“ „Ich möchte, dass ihr im Schulbüro nach Fotos von meiner Frau Helene Falkenroth sucht. Ich möchte ihr Gesicht noch einmal sehen, denn meine Erinnerungen an sie verblassen.“ „Okay, okay. Aber wieso sollten Fotos Ihrer Ehefrau im Schulbüro liegen?“ „Vielleicht gibt es einen Text oder Steckbrief über mich auf dem ein Bild von ihr ist. Bitte, tut mir den Gefallen. Sonst kann ich euch hier nicht entlassen.“ „WAS? Na schön, wir machen es.“ Sagte Lina augenverdrehend. Sie machten sich also auf den Weg zum Schulbüro und durchsuchten sämtliche Schränke. „Wären wir einfach schnell gegangen…“, sagte Paul und stöberte währenddessen in einem Aktenschrank. „Tja, ändern können wir es jetzt nicht. Also einfach weitersuchen!“, entgegnete Lina. Sie suchten noch den ganzen Nachmittag doch gaben es auf. Alle Ordner, Schränke, Hefter, ja wirklich alles hatten sie durchsucht. „Komm, wir sagen es Herrn Dicke.“, sagte Lina, die sich kurz darauf mit Paul auf den Weg machte. Er kam also aus dem Gemälde und sagte: „Und? Wo ist das Foto?“ „Wir…haben nichts gefunden. Es tut uns leid, aber wir haben alles durchsucht.“, erklärte Paul. Eine Träne lief August über die Wange. „Ich hätte mehr Zeit mit ihr verbringen sollen. Immerzu war ich im Rathaus. Ich wollte sie doch nur noch einmal sehen und ihr sagen, wie leid es mir tut. Ihr sagen, wie sehr ich sie immer geliebt habe…“ „Herr Dicke, das wussten wir nicht!“, sagte Lina und legte ihm die Hand auf die Schulter. Und genau in diesem Moment kam eine Geisterdame angeflogen und sagte: „August, du wolltest mich sprechen.“ Er flog ihr in die Arme und erklärte ihr all das, was er ihr schon lange hätte sagen sollen. Zu den zwei Schülern, die ganz schön müde waren sagte er: „Danke! Vielen Dank. Ihr könnt jetzt gehen.“  und öffnete die Türen. Sie gingen zurück nachhause und träumten von August Dickes Geist. Und von diesem Tag an bewachte August Dicke die Schule nicht mehr alleine, sondern mit seiner geliebten Ehefrau.

                                                Ende

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