Studium? – Auf jeden Fall! Aber was genau und wie fängt man an?
Dieser Guide richtet sich vor allem an alle baldigen Abiturienten, die gerne ein Studium aufnehmen möchten, aber noch nicht so genau wissen, wo sie mit der Planung überhaupt anfangen sollen.
Mein Abitur liegt nun schon über ein Jahr zurück und ich kenne die Verwirrung und Überforderung, die das Thema Studienbeginn zunächst mit sich bringt. Um ein bisschen Klarheit in dem Wirrwarr zu schaffen, habe ich euch diesen Guide mit meinen Erfahrungen und Tipps zusammengestellt und hoffe, der Guide dient euch als eine kleine Stütze.
- Ein Fachgebiet finden
Vielleicht weißt du schon ganz genau, was dich interessiert, worin du talentiert bist oder was du gerne umfangreicher erforschen möchtest.
Für diejenigen, die das noch nicht so genau wissen, habe ich folgenden Tipp: Überlege dir, welche Themen dich auch außerhalb der Schule beschäftigen, dich begeistern und evaluiere, ob du dich (mind.) drei Jahre lang mit diesem Themenkomplex auseinandersetzen möchtest. Das ist natürlich gar nicht so einfach.
Es gibt online viele Tests, die versuchen, deine persönliche Interessenslage zu erfassen und einem Studienfachbereich zuzuordnen. Ich empfehle hierzu den Test https://www.was-studiere-ich.de. (Dieser offizielle Test ist außerdem verpflichtend, wenn man an einer Universität in Baden-Württemberg studieren möchte.)
Wichtig zu wissen ist, dass Studiengänge in verschiedene Fachbereiche aufgeteilt sind. So gibt es zum Beispiel die Sprach- und Literaturwissenschaften, die Geisteswissenschaften, die Naturwissenschaften, die Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften, Medizin… Die Aufteilung dieser Fachbereiche variiert jedoch von Universität zu Universität.
- Einen Studiengang finden
Nachdem ein passender Fachbereich ausfindig gemacht werden konnte, geht es an das Finden des konkreten Studiengangs bzw. der konkreten Studiengänge. An vielen Universitäten ist es mittlerweile Gang und Gebe, sog. Kombinationsbachelor zu studieren. Das bedeutet, dass zwei (oder drei) Studiengänge miteinander kombiniert werden können. Du musst dich also nicht nur auf einen Studiengang festlegen.
Für die Suche nach Studiengängen empfehle ich die Seite https://www.hochschulkompass.de/home.html. Mit diversen Filtern lassen sich hier gezielte Ergebnisse bzgl. Studiengängen an deutschen Hochschulen finden. (Wichtig: Wenn man erst anfängt zu studieren, ist der erste Abschluss der „Bachelor“. Dabei wird unterschieden zwischen „Bachelor of Arts“, u.a. für die sprach- oder geisteswissenschaftlichen Studiengänge, und „Bachelor of Science“ für naturwissenschaftliche Studiengänge. Jura und Medizin schließen in Deutschland noch mit einem Staatsexamen ab.)
Es lohnt sich, einmal durch die Ergebnisse von „hochschulkompass“ zu stöbern. Wenn dich ein Studiengang interessiert, ist es empfehlenswert, über den angegebenen Link direkt auf der Universitätsseite mehr über den Studiengang zu lesen. Das ist sowieso sehr wichtig, da sich Aufbau und Themenschwerpunkte des gleichen Studiengangs von Uni zu Uni stark unterscheiden. Das ist auch genau der Punkt, an dem du herausfinden kannst, ob der Studiengang an dieser Uni etwas für dich ist oder nicht. (Tipp: Bei „hochschulkompass“ kannst du eine Merkliste mit Studiengängen anlegen.)
- Einen Studienort finden
Nicht außer Acht zu lassen ist der richtige Studienort. Schließlich wirst du voraussichtlich einige Jahre in dieser Stadt verbringen. Überlege dir also vorher, ob du gerne in eine große Stadt ziehen möchtest, in eine kleinere Stadt, in eine typische Studierendenstadt… und schließe das in eine Planung mit ein.
- Eine Universität finden
Nimmt man nun den Studiengang und den Studienort zusammen, kann das konkrete Suchen beginnen. Erkundige dich auf den Seiten der Universitäten der Städte (meist unter „Studienangebot“) nach möglichen Studiengängen. Die meisten Homepages der Unis sind sehr modern gestaltet und es lässt sich einfach und viel über die diversen Studiengänge in Erfahrung bringen.
Wenn du dir eine Universität anschaust, achte genau auf Merkmale, die dir besonders wichtig sind wie z.B. technische/naturwissenschaftliche/künstlerische Orientierung, Auslandsaufenthaltsmöglichkeiten, internationale Vernetzung, Angebote abseits des Studiums…
- Zugangsvoraussetzungen checken
Ganz wichtig: Schaue dir bei den Studiengängen, die dich interessieren, die Zugangsvoraussetzungen an. Bei künstlerischen Studiengängen inkludiert das Bewerbungsverfahren oft eine Mappe mit gesammelten Werken. Für medizinische Studiengänge muss vorher der sog. Test für Medizinische Studiengänge („TMS“) absolviert werden, für Studiengänge auf einer anderen Sprache muss ein gewisses Sprachniveau nachgewiesen werden können etc. Und ganz wichtig: Schaue dir die NC-Tabellen aus den vorherigen Jahren an. Auch wenn der „Numerus Clausus“ des letzten Jahres nicht genau prognostizieren kann, wie die Bewerbungen in dem Jahr danach aussehen werden, kann man sich ganz gut an ihm orientieren. (Wichtig: Der „Numerus Clausus“ sagt nicht, dass du einen gewissen Notendurchschnitt haben musst, um diesen Studiengang zu studieren, er dokumentiert nur den letzten bzw. „schlechtesten“ Notenschnitt, der in der letzten Bewerbungsphase noch für den Studiengang zugelassen wurde.)
Diese Tabellen sind oft sehr unübersichtlich, wichtig ist: Es zählt dein Abiturschnitt, gesammelte Wartesemester (Semester, in denen du nach dem Abitur hättest studieren können, es aber nicht getan hast) und ggf. fächerspezifische Voraussetzungen (Dienste, Berufserfahrung, Praktika…).
- Bewerben
Hast du eine Universität mit passendem Studiengang gefunden, für den du die Zugangsvoraussetzungen erfüllst, kann das konkrete Bewerben losgehen. Das ist wohl das komplizierteste an der ganzen Sache, denn: Es existiert leider kein einheitliches System (außer für medizinische Studiengänge).
Es gibt drei verschiedene Wege, sich für einen Studiengang zu bewerben:
- über „hochschulstart“ und „AntOn“ für medizinische Studiengänge
- über „hochschulstart“ und das Dialogorientierte Studienvergabeverfahren (DOSV)
- bei den Hochschulen direkt
Welche Art der Bewerbung auf deinen Studiengang zutrifft, ist dabei abhängig von den Regelungen der Universität. Informiere dich also über den Vorgang der Bewerbung auf der Website der Hochschule.
„Hochschulstart“ (https://www.hochschulstart.de) ist eine bundesweite Plattform, die die Vergabe von Studienplätzen strukturieren und erleichtern soll. Lege dir hier auf jeden Fall einen Account an! Dort gibst du einmalig deine Daten an und kannst dann nach spezifischen Studiengängen suchen und dich direkt im Portal auf diese bewerben (Achtung: Nicht alle Studiengänge werden bei „hochschulstart“ aufgeführt. Wird ein Studiengang nicht aufgeführt, musst du dich direkt bei der Hochschule bewerben.)
Die Bewerbung für medizinische Studiengänge läuft dann weiter über das Portal „AntOn“.
Das Dialogorientierte Studienvergabeverfahren bleibt bei „hochschulstart“.
Musst du dich direkt bei der Hochschule bewerben, öffnen diese ab einem bestimmten Zeitraum ihr eigenes Bewerbungsportal. Oft musst du zusätzlich zu deiner Bewerbung bei der Hochschule trotzdem deine Zugangsdaten für „hochschulstart“ angeben (diese also gut im Kopf behalten!), oft können die Daten so nämlich einfach überschrieben werden.
Manchmal möchten die Hochschulen auch noch andere Nachweise von Praktika, Berufserfahrung oder sogar Bewerbungsschreiben haben. Das ist keine Pflicht, erhöht jedoch deine Chancen auf eine Zulassung.
Wichtig: Bewirb dich auch nicht nur für einen Studiengang. Halte deine Möglichkeiten offen und bewirb dich bei verschiedenen Universitäten (behalte nur den Überblick und beachte, dass manche Universitäten eine Bewerbungsobergrenze von zwei oder drei verschiedenen Studiengängen haben).
Jetzt musst du nur noch auf den Bewerbungszeitraum achten, um diesen nicht zu verpassen. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass du deine Bewerbungen bei „hochschulstart“ priorisieren musst. Das bedeutet, dass du deine Bewerbungen in eine Rangliste ordnen musst. Diese Priorisierungen sind nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt möglich, also auf keinen Fall verpassen! Wirst du dann nämlich für einen Studiengang zugelassen, verfallen alle anderen Bewerbungen, die unter dieser Priorität standen und diese Plätze können dann an andere Bewerber vergeben werden.
- Abwarten
Nachdem du dich beworben hast, gilt es, geduldig zu sein. An einem festgelegten Datum endet die Bewerbungsphase und ab gut zwei Wochen danach fangen die Universitäten an, die ersten Bescheide auszusenden. Wichtig: Keine Panik, wenn es etwas länger dauert, bis du eine Rückmeldung erhältst! Manche Unis schicken ihre Bescheide auch erst Anfang September raus. Checke regelmäßig „hochschulstart“, die Bewerbungsportale der Unis und deine Mails! Du wirst bei sog. „Status-Änderungen“ stets per E-Mail informiert.
- Einschreiben
Hast du von deiner Wunsch-Uni eine Zulassung erhalten, geht es an das Einschreiben oder auch „Immatrikulieren“. Hierfür musst du die Zulassung für den Studiengang erst online annehmen. Dann schickt dir die Universität einen offiziellen Zulassungsbescheid und erteilt dir weitere Informationen bzgl. der Immatrikulation. Dir wird mitgeteilt, welche Dokumente du der Uni per Post einsenden musst, um immatrikuliert zu werden. Das beinhaltet meistens eine Kopie des Abiturzeugnisses, die unterschriebene Studienannahmebescheinigung, den unterschriebenen Antrag auf Immatrikulation, den Nachweis zur Überweisung der Semestergebühren (Studieren kostet in Deutschland im Semester rund 300 Euro), eine elektronische Übermittlung deines Versichertenstatus, ggf. eine Kopie des Personalausweises usw. (Das variiert von Uni zu Uni.) Achte hier unbedingt auf die Immatrikulationsfrist, der Brief muss bis dahin bei der Uni eingegangen sein!
Die Universität meldet sich anschließend bei dir, ob bei deinen eingesendeten Unterlagen noch etwas fehlt. Hörst du nichts, kannst du damit rechnen, alsbald einen Brief geschickt zu bekommen, indem dir deine Matrikelnummer sowie die Zugangsdaten für einen Account bei der Hochschule mitgeteilt werden.
Herzlichen Glückwunsch, du hast dich erfolgreich durch das Labyrinth des Studienanfangs gefunden. Jetzt steht dem Studienstart nichts mehr im Wege! Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir alles Gute für deinen neuen Lebensabschnitt.