9. AusgabeChristmas Around The Corner

Weihnachtsbräuche weltweit – wie wird das Fest in anderen Ländern gefeiert?

Fotoquelle: pixabay.com

Weihnachten ist ein weiterverbreitetes Fest und auf der ganzen Welt beliebt. Doch abgesehen von dem festlichen Familientreffen gibt es auch Unterschiede von Land zu Land. Wie der Heiligabend, aber auch die Vorweihnachtszeit in anderen Ländern gefeiert wird, stelle ich hierzu vier europäischen Ländern vor.


England (Großbritannien)

In Großbritannien ist Weihnachten ein sehr traditionelles Familienfest. Als eine der Vorbereitungen für Weihnachten gilt das Schreiben von Weihnachtskarten an Verwandte und Freunde. Dies ist in England besonders ausgeprägt. Oftmals setzt sich die Familie gemütlich am Kaminfeuer zu dieser Tradition zusammen.

Was neben dem Dekorieren von Weihnachtsbriefen natürlich nicht fehlen darf, ist die Dekoration im und am Haus. Die Briten legen viel Wert auf weihnachtlichen Schmuck und sorgen dafür, dass das Haus von außen und von innen besonders hervorsticht. Mit einem Tannenkranz an der Tür, bunten Lichtern, Girlanden mit weihnachtlichen Motiven sowie einem festlich geschmückten Tannenbaum und noch vielem mehr wird die Wohnung schnell zu einem gemütlichen Hingucker.

Doch mit Dekoration ist noch lange nicht alles getan: Ohne die sogenannten „Christmas Carols“ ist das Weihnachtsfest nicht dasselbe! Unterschiedlich große Gruppen von freiwilligen Leuten machen sich mit Notenheft und jeglichen Instrumenten auf den Weg und singen vor den Häusern festliche Weihnachtslieder, wie zum Beispiel „We wish you a merry Christmas“, „Jingle Bells“ etc. Diese seit dem 19. Jahrhundert bestehende Tradition ist sehr beliebt und nicht wegzudenken.

Nach der Adventszeit, am Abend vor dem heiligen Fest, hängen alle Familienmitglieder den allseits bekannten Weihnachtsstrumpf am Kaminsims auf, der sehr bunt und weihnachtlich bestickt ist. Am nächsten Morgen sind die großen Strümpfe, die im Englischen „Stocking“ genannt werden, vollgefüllt mit Süßigkeiten, Naschereien und kleinen Geschenken.

Am festlichen Weihnachtstisch darf neben den traditionellen Speisen wie einem Truthahn, dem „Christmas-Pudding“ und dem Früchtekuchen der bekannte Christmas-Cracker nicht fehlen. Jeder Gast findet einen Dieser auf seinem Platz, denn in der Regel wird der Christmas-Cracker vor dem Dinner von zwei Tischpartnern geteilt. Durch das Ziehen an den beiden Enden explodiert der Christmas-Cracker. Es fallen dann jegliche kleinen Geschenke und Süßigkeiten daraus.

Das englische Weihnachtsfest ist also eine sehr ruhige und familiäre Zeit im Jahr, mit vielen, teilweise alten Bräuchen, die das Fest dort besonders traditionell machen.


Spanien

In Spanien dauert die Weihnachtszeit bis zum 6. Januar an. Sie beginnt offiziell am 22. Dezember mit der Weihnachtsziehung der Nationallotterie. Der Hauptpreis ist der „El Gordo“ (im Deutschen „der Dicke“). Die Beteiligung ist riesig und die Ziehung wird den gesamten Vormittag über im Fernsehen mitverfolgt. Was das Ganze noch besonderer und origineller macht ist, dass die Gewinnzahlen von Kindern vorgesungen werden. Die glücklichen Gewinner feiern hierbei meist ausgelassen mit Freunden und Familie. Diese Weihnachtslotterie soll sogar die größte der Welt sein.

Am 24. Dezember, dem Heiligabend, kommt traditionell die ganze Familie zusammen, um gemeinsam Abend zu essen. Nach dem Festmahl wird „la Urna de Destino“ (im Deutschen „Urne des Schicksals“) auf den Tisch gestellt, in welcher sich kleine Geschenke, aber auch Nieten befinden.

Am 28. Dezember feiern die Kinder„Dia de los inocentes“ (im Deutschen „Tag der unschuldigen Kinder“), an dem sie viele Streiche spielen. Dieser Tag entstand jedoch aus der traurigen Erinnerung an den römischen König Herodes, der viele Kinder zum Tode verurteilte.

Die Bescherung findet in Spanien erst am 6. Januar statt, dem Tag der heiligen drei Könige, die den Kindern ihre Geschenke bringen. Dies ist so festgelegt worden, da Jesus am 6. Januar ebenfalls von den drei Königen beschenkt wurde. Außerdem gibt es an diesem Tag einen „Resoco de Reyes“ (im Deutschen „Dreikönigskuchen“).

Auch das spanische Weihnachtsfest ist ein sehr familiäres Fest, welches die drei heiligen Könige besonders miteinbezieht und ehrt.


Polen

In Polen gilt Weihnachten als eines der wichtigsten religiösen Feste. Schon Anfang Dezember werden Vorbereitungen getroffen. Das Haus wird komplett geputzt und ca. 2 Wochen vor Weihnachten wird in vielen Familien Lebkuchen gebacken. In der Adventszeit besucht die Familie zusätzlich sehr häufig die Kirche.

Am Heiligen Abend gibt es traditionell zwölf verschiedene Gerichte. Gefüllte, meist herzhafte Teigtaschen, Kartoffeln, Krautsalat wie Rotkohl und auch Kartoffelsalat und noch vieles mehr steht zur Auswahl. Nur Fleisch wird an Weihnachten in den meisten polnischen Familien nicht gegessen, stattdessen Fisch. Oft greifen die Polen dann zu Karpfen.

In Polen gibt es einige Bräuche zum Tischgedeck. Oft wird Stroh unter die Tischdecke gelegt, was an den Stall und die Krippe Jesu Geburt erinnern soll. Es wird außerdem in vielen Familien ein Platz mehr gedeckt, als Leute kommen. Das soll die Bereitschaft des Eintreffens eines unerwarteten Gastes symbolisieren.

Zudem herrscht die Tradition, dass man erst mit dem Abendessen beginnen darf, wenn der erste Stern am Himmel entdeckt wurde. Traditionell wird vor dem Essen gebetet und eine Oblate miteinander geteilt. Das heißt, jeder hat eine Oblate und geht mit dieser herum, sodass sich jeder ein Stück abbrechen und essen kann. Das soll das Teilen des Brotes symbolisch darstellen.

Auch ein wichtiger Aspekt am polnischen Weihnachtsabend ist, dass man um 12 Uhr in der Nacht in der Kirche zur Christmette geht, dem Weihnachtsgottesdienst. Dort wird besonders viel gesungen.

An den folgenden zwei Weihnachtstagen haben der Besuch und das Beisammensein der Familie Priorität.

Das polnische Weihnachtsfest ist also ein besonders familiäres Fest mit vielen alten und bedeutsamen Traditionen und Bräuchen, die an Jesus Christus erinnern.


Frankreich

In Frankreich besteht Weihnachten aus zwei Tagen, dem 24. und dem 25. Dezember. Der Tag des Heiligabends verläuft meist wie ein normaler Werktag, an dem die Kinder zur Schule und die Erwachsenen zur Arbeit gehen. Geschäfte sind oftmals bis 18 oder sogar 20 Uhr geöffnet. Nach dem Feierabend findet der Gottesdienst statt, danach trifft sich die Familie zum Aperitif und einem anschließenden Abendessen, welches oft recht lange dauern kann. Meist gibt es Canapés zum Aperitif, gefolgt von Fisch, Jakobsmuscheln, aber auch Geflügel oder der Spezialität Truthahn mit Kastanien. Die Käseplatte bildet den Abschluss des Hauptgerichts. Bei der Nachspeise darf der sogenannte Weihnachtsbaumkuchen „Bûche de Noël“ auf keinen Fall fehlen. Auch Eis, Schokoladen-Desserts oder Gebäck werden oft serviert. Den ganzen Abend über wird guter Champagner getrunken.

Es wird im Haus viel mit Mistel- aber auch mit Stechpalmenzweigen, die Erfolg im nächsten Jahr versprechen, dekoriert. Der Weihnachtsbaum und die Weihnachtskrippe sind natürlich auch in Frankreich sehr beliebt.

Die Geschenke gibt es in Frankreich am Morgen des 25. Dezember. Am ersten Weihnachtsfeiertag findet außerdem oft ein gemeinsames Mittagessen oder ein Brunch mit der Familie statt.

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