Ihr erinnert euch doch bestimmt alle an das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wenn das Angebot niedrig und die Nachfrage hoch ist, ergibt sich ein hoher Preis. Das gilt ebenso umgekehrt: Ist das Angebot hoch, aber die Nachfrage gering, so fällt der Preis. Logisch, oder? Doch was hat das überhaupt mit einem Börsencrash zu tun?
Recht viel, wie sich zeigt!
Nehmen wir uns einmal die Finanzkrise von 2008 als Beispiel.
Zu dieser Zeit waren die Leitzinsen in den USA sehr niedrig. Wenn man einen Kredit beantragte, also Geld bei einer Bank leihen wollte, war dies sehr günstig.
So ergab es sich, dass ziemlich jeder einen Kredit bekam, unabhängig davon, ob er den Kredit überhaupt zurückzahlen konnten. Gleichzeitig stieg die Nachfrage an Immobilien, die mithilfe von diesen Krediten finanziert wurden. Die Banken freute das, denn mehr Kredite bedeutete mehr Gewinne.
Genau so, wie mit dem Preis von Immobilien gehandelt werden kann, wurde ebenso mit den Krediten gehandelt. Die Kredite wurden mit anderen Produkten gebündelt und an andere Banken verkauft.
Es wurde spekuliert, also vermutet, dass der Wert der Kredite und Immobilien weiter steigen würde. Es entstand eine Spekulations- bzw. Immobilienblase.
Nun kam es, dass die Leitzinsen in den USA stiegen. Infolgedessen wurden auch die Zinsen der Kredite erhöht, die für Immobilien verwendet wurden. Geld leihen wurde also wieder teurer. Viele Schuldner, die einen vermeintlich günstigen Kredit aufgenommen haben, hatten nun das Geld schon für eine Immobilie ausgegeben. Sie konnten den Kredit also nicht mehr zurückzahlen.
Nun mussten sie ihre Immobilie verkaufen, um die Kredite zurückbezahlen zu können. Die Nachfrage an Immobilien fiel deshalb sehr stark, wodurch auch deren Preis stark fiel. Das führte dazu, dass das Geld aus dem Verkauf von Immobilien nicht mehr ausreichte, um die Kredite zurückzuzahlen. Dies hatte zur Folge, dass viele Banken ihr verliehenes Geld nicht mehr zurückbekamen.
Viele Banken, die mit den Wertpapieren der Kredite gehandelt haben, realisierten nun, dass diese Wertpapiere praktisch wertlos waren. Sie blieben auf den Kosten einfach sitzen. Es folgte ein Bankencrash auf den nächsten.
Soweit klar? – Banken erhalten verliehenes Geld nicht zurück und können deshalb selbst geliehenes Geld nicht zurückzahlen.
Und welche Folgen hat das jetzt auf den Rest der Wirtschaft?
Recht heftige und weitreichende Folgen, wie sich herausgestellt hat:
Arbeiter wurden entlassen und verloren beinahe ihr gesamtes Kapital, inklusive ihrer Wohnung, bzw. ihres Hauses. Die Leute konnten sich nur noch wenig leisten, wodurch der Güterkonsum stark zurückging. Fabriken mussten ihre Produktion herunterfahren und Arbeiter entlassen. Die konsumierten daraufhin auch weniger. Der Kreis schließt sich.
Noch stärkere Auswirkungen zeigten sich allerdings in Bezug auf den Geldfluss:
Da Banken normalerweise stets Geld verschieben, leihen sie sich permanent gegenseitig Geld. Da in Folge der Finanzkrise keine Bank mehr sichergehen konnte, dass sie das geliehene Geld auch wieder zurückbekommt, „hortete“ sie ihr Geld. So kam beinahe der gesamte Geldfluss zum Erliegen. Nun stellt sich die Frage:
Wie wurde die Finanzkrise beendet und die Banken gerettet?
Einfach gesagt: Der Staat zahlte die Schulden. Viele Staaten beschlossen gigantische Geldmengen bereitzustellen, um einzuspringen, wenn eine Bank zahlungsunfähig, also insolvent, wurde. So konnte garantiert werden, dass Banken ihr verliehenes Geld wieder zurückbekommen. Der Geldfluss kam wieder in Bewegung. Für viele Staaten bedeutete dies allerdings, dass sie sich noch weiter verschulden mussten. Die finanzielle Belastung dieser Hilfspakete spürt man heute noch.
Wenn ihr euch nun fragt, woher das Geld dafür kam: von uns Steuerzahlen. Man könnte also behaupten, dass wir, die Steuerzahler dafür zahlen mussten, dass ein paar Banken in den USA sich auf eine höchst riskante und vielleicht sogar betrügerische Weise, eine goldene Nase verdienen wollten.
Schlussendlich kann man sagen, dass Börsencrashs ein natürlicher Bestandteil der Marktregulation sind und immer dann entstehen, wenn eine Spekulationsblase platzt. Also dann, wenn etwas ein irrational hoher, virtueller Wert zugeschrieben wird, die Anleger dies realisieren und dann panisch versuchen, ihre Aktien möglichst schnell zu verkaufen.
Lassen sich Spekulationsblasen im Voraus bestimmen? – Nein, klüger ist man erst im Nachhinein.